Zahlungsmoral deutscher Unternehmen sinkt deutlich

13. Juni 2013 | Von | Kategorie: Nachrichten

Die Zahlungsmoral der deutschen Unternehmen hat sich im Frühjahr 2013 offenbar deutlich verschlechtert. Wie aus der Gemeinschaftsstudie „Zahlungsmoral deutscher Unternehmen“ von EOS Deutschland sowie der Wirtschaftsauskunftei Bürgel hervorgeht, zahlten im März rund 18,8 Prozent der Unternehmen Ihre Rechnungen verspätet. Dies ist der schlechteste Wert innerhalb der letzten 12 Monate. Das bedeutet: Fast jedes fünfte Unternehmen in Deutschland hat seine Rechnungen im März nicht fristgerecht bezahlt.

Verantwortlich für die verschlechterte Zahlungsmoral ist der Studie zufolge die lahmende Konjunktur in Deutschland. Obwohl die Wirtschaft dank Konsum, gestiegener Löhne und einer stabilen Beschäftigungslage im ersten Quartal 2013 minimal an Fahrt gewonnen hat, halten sich hiesige Unternehmen, allen voran die Exporteure, derzeit bei Investitionen zurück. Hinzu kommt ein bedeutender Einflussfaktor: Das Zahlungsverhalten von Kunden wirkt sich unmittelbar auf die eigene Liquidität aus.

„Insbesondere Unternehmen, die mit hohen Zahlungsausfällen kämpfen müssen, haben nur einen begrenzten Finanzierungsspielraum. So werden Dominoeffekte angestoßen, die mit Zahlungsverzögerungen, Liquiditätsengpässen und Finanzierungsschwierigkeiten beginnen und schließlich manches Unternehmen in die Insolvenz treiben“, sagt Stephan Spieckermann, Geschäftsführer von EOS Deutschland. Zahlungsunfähige Unternehmen drohen, weitere Firmen mit sich zu reißen. „Selbst gesunde Unternehmen können per Dominoeffekt in eine wirtschaftliche Schieflage geraten“, ergänzt Bürgel Geschäftsführer Dr. Norbert Sellin. „Rund 20 Prozent der insolventen Unternehmen sind von diesen Dominoeffekten betroffen.“

Die Studie hatte zuletzt im Juni 2012 den besten Wert in Sachen Zahlungsmoral ergeben. Damals hatten lediglich 16,3 Prozent der Firmen in Deutschland ihre Rechnungen nicht fristgerecht bezahlt. Der Gemeinschaftsstudie von EOS und Bürgel liegt die Auswertung des Zahlungsverhaltens von knapp 463.000 Firmen aller Branchen zu Grunde. Die Analysedaten stammen aus der gemeinsam von EOS und Bürgel betriebenen Wirtschaftsdatenbank DDMonitor (Deutscher Debitoren Monitor). Er erfasst das Zahlungsverhalten von Firmen und Gewerbetreibenden nahezu jeder Wirtschaftssparte. Laut Untersuchung von Bürgel und EOS haben hiesige Unternehmen in den zwölf Monaten des Untersuchungszeitraums nicht nur mit verspäteten Zahlungen, sondern auch vermehrt mit Forderungsausfällen zu kämpfen.

Zahlungsmoral deutscher Unternehmen / 18,8 Prozent der Unternehmen zahlen im MäŠrz 2013 ihre Rechnungen verspŠätet

Zahlungsmoral deutscher Unternehmen / 18,8 Prozent der Unternehmen zahlen im MäŠrz 2013 ihre Rechnungen verspŠätet

Am schlechtesten schneiden bei der Zahlungsmoral im Krisenmonat März saarländische Unternehmen ab; knapp ein Viertel der dortigen Firmen (24,9 Prozent) hat seine Rechnungen nicht innerhalb des Zahlungsziels beglichen. Der Prozentsatz von 24,9 Punkten entspricht zugleich dem schlechtesten Wert aller Bundesländer von April 2012 bis März 2013. Aber auch in Nordrhein-Westfalen (21,0 Prozent der Unternehmen zahlen verspätet) und Bremen (20,9 Prozent) war die Zahlungsmoral im März 2013 nicht stark ausgeprägt. Dem gegenüber haben Unternehmen in Sachsen die beste Zahlungsmoral. Dort versäumten im Frühlingsmonat nur 15,5 Prozent der Firmen, ihre Rechnungen fristgerecht zu zahlen. Auch Thüringen (16,4 Prozent) und Schleswig-Holstein (16,9 Prozent) schlugen sich hier überdurchschnittlich gut.

Bei der Zahlungsmoral nach Branchen schneiden im März 2013 die Ver- und Entsorger (Wasser, Abwasser und Abfälle) mit einer Quote von 27 Prozent am schlechtesten ab. Nicht viel besser sieht es im Baugewerbe mit 23,1 Prozent Unternehmen aus, die ihre Rechnungen nicht fristgerecht begleichen. Ähnliches berichten Bürgel und EOS von den Energieversorgern (22,0 Prozent). Besser bezahlen hingegen Gastronomen (7,6 Prozent Säumige) ihre Rechnungen – ebenso wie die öffentliche Verwaltung (8,3 Prozent) und die Land- und Forstwirtschaft (9,4 Prozent).

Die vollständige Studie findet man hier.

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