Das Geschäftsklima im Mittelstand, der zentrale Indikator des KfW-ifo-Mittelstandsbarometers, ist im September um 1,3 Zähler auf 16,3 Saldenpunkte gesunken. Grund ist allein die schwache Eintrübung der Geschäftserwartungen an die kommenden sechs Monate (-2,8 Zähler auf -1,0 Saldenpunkte). Die Urteile zur aktuellen Geschäftslage halten sich demgegenüber nicht nur auf einem im historischen Vergleich sehr hohen Niveau, sie haben sich gegenüber August sogar minimal verbessert (+0,5 Zähler auf 34,2 Saldenpunkte). Dies zeigt, dass sich die Mittelständler bislang von der Eurokrise und der abkühlenden Konjunktur im Großen und Ganzen noch nicht beeindrucken lassen.
Es gibt jedoch einen signifikanten Unterschied beim Geschäftsklima von Großunternehmen und Mittelständlern. Dieser dürfte vor allem auf die stärkere Betroffenheit der Großunternehmen gegenüber den weltweiten Nachfrageschwankungen zurückzuführen sein. Dies deutet wiederum darauf hin, dass die gegenwärtige Abkühlung primär globale Ursachen hat, während die Binnenwirtschaft die Konjunktur weiterhin stützt. Die Absatzpreiserwartungen entspannen sich indes in beiden Unternehmensgrößenklassen weiter (Mittelstand: -2,6 Zähler auf 5,3 Saldenpunkte; Großunternehmen: -2,1 Zähler auf 3,6 Saldenpunkte), nachdem sie im März/April ein Allzeithoch erklommen hatten.
Dr. Norbert Irsch, Chefvolkswirt der KfW: „Mit der wachsenden Kluft zwischen den aktuell guten Geschäften und den sich mehr und mehr eintrübenden Erwartungen sendet das KfW-ifo-Mittelstandsbarometer im September ein ernst zu nehmendes Alarmsignal: Der zunehmend skeptische Blick in die Zukunft kann zu einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung werden, wenn er die Unternehmen zu einer abwartenden Haltung bringt; Verunsicherungen und Nachfragerückgänge könnten sich vor dem Hintergrund der Eurokrise und der fragilen Weltkonjunktur bis hin zur Rezession aufschaukeln. Dieser Teufelskreis kann aber verhindert werden. Gerade Deutschland hat mit seinem äußerst soliden und bislang relativ gelassenen Mittelstand sowie seiner robusten Arbeitsmarktentwicklung gute Voraussetzungen für eine konjunkturell weiche Landung. Hierzu müssten aber die binnenwirtschaftlichen Konjunkturimpulse weiter gestärkt werden, etwa mit einer Ausschöpfung des Verteilungsspielraums bei der Lohnfindung. Darüber hinaus ist ganz zentral, dass die Politik – in den einzelnen Ländern und auf europäischer Ebene – tragfähige, glaubwürdige Ansätze zur Überwindung der europäischen Schuldenkrise einschließlich einer echten Wachstumsperspektive für die Peripherieländer umsetzt.“