Wirtschaftskrisen : Unternehmenskrisen – grundsätzlich gesehen

7. November 2011 | Von | Kategorie: Unternehmensführung

Lässt sich eine Krise verhindern? Lässt sich eine Pleite vermeiden? Wie sagte Konrad Adenauer sinngemäß einst: „Eines ist gewiss, meine Herren, die Lage war noch nie so ernst!“. Staaten und die Wirtschaft befinden sich in einer Situation, mit deren tsunami-artigen Gewaltauswirkungen sie seit langem nicht mehr konfrontiert worden sind.
Gleichgültig ob kleiner oder großer Staat, egal ob kleines oder riesiges Unternehmen, ob Unternehmer oder Privatmann: die Probleme sind die gleichen, nur die Größenordnungen ändern sich. Jedermann weiß ganz sicher, die große Krise wird kommen – weil es doch überall in allen Nähten kracht.

Gevatterin Psychose geht um

Einer sagt es dem anderen – und man liest es überall – und jeder dichtet ein bisschen hinzu – und das dann folgende bittere Ende? Niemand war schuld. Niemand ist es gewesen. Mit allergrößtem Erschrecken sieht man, wie eine Krise regelrecht hochgezüchtet wird, wie eine Psychose um sich greift, die das Anfangsstadium einer tödlichen Krankheit bereits hinter sich gelassen hat. Betriebswirtschaftlich ist es ein Axiom: Unternehmen gehen weniger aus Rentabilitätsgründen als aus Liquiditätsproblemen Pleite. Neuzeitlich führen Staatsverschuldungen infolge unausgeglichener Staatshaushalte mit der Folge eines z.B. schlechteres Ratings zur Staatspleite.
Überall das gleiche Krankheitsbild: es fehlt das Geld, Geld und nochmals das Geld. Skurril daran ist, dass nicht das körperliche Geld fehlt, sondern Geld in Form der abstrakten Begriffe „Forderungen bzw. Verbindlichkeiten“. Die kann/muss man gegebenenfalls „abschreiben“ bzw. „ausbuchen/erlassen“. Bargeld müsste man z.B. verbrennen, um es zu vernichten. Das waren noch Zeiten, als das „Geld“ im Umlauf durch „Goldreserven“ gedeckt = gesichert war! Mit „abstrakten Begriffen“ kann man spekulieren, jonglieren – oder auch z.B. in den Haushalten/Bilanzen einfach „vergessen“.

Die Psychose gebiert die Krise

Zwischen den Fronten hängen die Banken. Sie leben vom „Abstraktum Geld“, mit dem man „Geld“ verdienen kann. Und sie verdienen um so mehr, je größer dieses „Geld aufgeblasen“ wird. Versuchen Sie mal, ein „Ein-Euro-Geldstück“ aufzublasen. Geht wohl nicht. So wie wir jetzt „Daten in den Wolken“ speichern können, kann man mit „abstraktem Geld“ aus „Wolkenkuckucksheimen“ ganze Städte bauen. Dass nicht nur Banken die Buhmänner sind, haben wir bei den verlorenen Übernahmeschlachten
der Vergangenheit gesehen. Selbst Vorstands- und Aufsichtsratsebenen wie auch Privatinvestoren sind nicht vor Traumtänzern gefeit.

Wie deckeln wir diese Krisen

Ganz einfach: indem wir sie vermeiden! Ein Hirngespinst? Absolut nicht. Mir ist bewusst, dass ich mit diesen Beispielen dem „monetären Denken“ Vorschub leiste.
Das scheint nur der Fall zu sein; denn ich kann auch „Aktiva und Passiva“ im Gleichgewicht halten. Beim ersteren brauche ich nur das körperliche Vorhandensein, beim zweiten fixe Regeln und Gesetze. Diese müssen so strafbewehrt sein, dass sich niemand traut, den „Wolkenkuckucks-Städten“ die Tore zu öffnen

Der schlechteste Weg ist die viel beschworene „Re-Kapitalisierung“ der Banken. Wenn ich etwas „re-kapitalisiere“, muss ich vorher dieses Kapital verloren haben!
Und das Risiko gilt es mindestens zu minimieren. Das Risiko entsteht aus der Sucht von Gewinnmaximierungen der Trader. Nur eine Wiederherstellung oder Erhöhung der Eigenkapital-Quote auf genannte Größen von 9 bis 25% reicht nicht! Das zielt nur darauf ab, in Verlustfällen die Abschreibungen auf Forderungen mit den Folgen der Überschuldung abzuschwächen. Der Zockermanie muss bereits Einhalt geboten werden. Vergleichen wir das mit anderen Glücksspielen. Beim Lotto, Toto und anderen Lotterien muss der Spieler vorher seine Spieleinsätze in Geld erbringen. Selbst beim Roulette, Blackjack und anderen Kasinospielen sind die Jetons vorher in Geld zu bezahlen! Und warum dürfen Börsentrader Ihre Glücksspiele ohne Geld betreiben? Weil es Wetten an einer Börse sind, deren Wettgewinne durch die teilweise irrsinnigen Hebelwirkungen multipliziert werden? Gehen Sie mal in ein Wettannahmebüro – auch dort wird der Wetteinsatz in Geld verlangt.

Konsequenzen für eine Risikovorsorge

Wir haben zwei Risikoquellen zu bedenken, die in den vorhergehenden Absätzen umschrieben wurden. Und beide haben mit Maximierung und Unmäßigkeit zu tun:

1. bei bestimmten Anlageformen liegt das Risiko bei entweder schwankenden Kursen oder bei inneren Wertverlusten, die zu bilanziellen Abschreibungen führen. Das Gesamtvolumen dieser möglichen Werteverluste ist zu limitieren. Der Unterschied zur Rekapitalisierung liegt darin, dass das Trading-Volumen begrenzt wird, also die Summe sämtlicher Finanz-/Beteiligungsanlagen. Die reine Eigenkapital-Quote lässt mehr „Spielräume“ übrig. Sie wirkt erst, wenn über realisierte Verluste Kapital-Unterdeckung entsteht. Solche Gewinnspiel-/Wetten-Möglichkeiten sollen nicht ausgeschlossen werden. Sie müssen jedoch aus jeglich „normalen“ Geschäftsbetrieb ausgegliedert werden! Entsprechende gesellschaftsrechtliche Vorschriften sind zu erlassen. Auch z.B. Verlustübernahmen durch die „Muttergesellschaften“ sind auszuschließen.
In diese Kategorie fallen auch die Anlageformen, die bisher als „staatsgesichert“ galten. Das hat im weitesten Sinne zu gelten – auch für die Anlagen, für die der aus einem anderen Rechtsgebiet kommende Begriff der „mündelsicheren“ Anlagen gilt.

2. Während wir in der 1. Kategorie einen gewissen Anschaffungswert hatten, dessen Risiko im Werteverlust liegt, handelt es sich hier um reine Zockergeschäfte. Es werden Glücksspiele und Wetten betrieben, deren Risiken unabsehbar und nicht eingrenzbar sind. In den Spielkasinos sind in der Regel die Spieleinsätze beim Roulette begrenzt. Damit wird das Risiko des Kasinos durch die Vervielfachungsfaktoren der Gewinnauszahlungen überschaubar. Diese Überschaubarkeit gibt es bei Zockergeschäften nicht. Verbote werden immer auf die eine oder andere Weise umgangen. Sie sind nur begrenzt wirksam. Wer sein Geld „verzocken“ will, soll es tun können – aber bitte nicht Dritte! Und vor allem nicht die Steuerzahler.

Während in der 1. Kategorie das Risikovolumen der einzelnen „Spieler“ begrenzt wird, wird in der 2. Kategorie die Zahl der Spieler begrenzt, die das Risiko des unbeschränkten Spielevolumens zu tragen hat.

Vorsorge contra Regulierungswut

Unser Polit-Management erschöpft sich in zeitlosen Diskussionen, und steht der Risikobewältigung ziemlich hilflos gegenüber. Unzählige Besserwisser versuchen unser Polit-Management in ihrem Sinne zu lobbyieren. Worin mündet das alles? Wohl in einer ungezähmten Regulierungswut dürften von allen möglichen, sich zuständig glaubenden Instanzen Gesetze und Vorschriften erlassen werden, die letztendlich nur kontraproduktiv wirken werden. Krisen werden immer erzeugt. Sie entstehen nicht aus sich selbst heraus. Sie entstehen durch falsches Handeln oder durch Nicht-Handeln.

Auf eine einfache Formel gebracht entstehen sie
– durch falsche Vorausschau in der Vergangenheit,
– durch fehlerhafte Anpassung in der Gegenwart,
– durch statische Konzeptionen für die Zukunft.

Wenn das Ganze mit dem Drang des Deutschen zur 150 %igen Perfektion gewürzt wird, kann man für die Zukunft nur tiefe Besorgnis haben.

Das Management hat den Schwarzen Peter

In Krisenzeiten hat stets das Top-Management den Schwarzen Peter: in der Politik die Regierung und in den Unternehmen der Vorstand oder die Geschäftsführung.
Die Aufsichtsorgane agieren statisch: das Parlament bzw. Aufsichtsrat und Eigentümer reagieren hinterher.

Nicht dass es Kredite gibt für den Häuserbau, oder dass durch schlechte Haushaltsplanung selbst Staaten auf die schiefe Bahn gelangen, dass durch Fehler anderer Banken und andere Wirtschaftsunternehmen zu Abschreibungen gezwungen werden, führt zu den Wirtschafts- und dann zu den Unternehmenskrisen. Nein, die mangelnde Vorausschau wie Planung und die Anpassung an die sich verändernden Verhältnisse des Marktes gebiert solche Krisen. Wenn eine ungezügelte Vermehrung der umlaufenden Geldmenge zwangsläufig Inflation produziert, wie wirkt sich dann erst das Gegenteil aus: grenzenloses Handeln mit Nicht-vorhandenem-Geld gleich Kreditgewährung?

Unser Management – sei es in der Politik oder in der Wirtschaft – ist ein um so besseres Management, je mehr es ein vorausschauendes Management ist. Sie werden am besten mit der Krise fertig, wenn sie deren Auswirkungen möglichst weit vorgeplant und berücksichtigt haben. Das gilt selbst in einer boomender Wirtschaft. Handeln sie zu spät oder gar nicht, ist die Krise unser Manager!

Schlagworte: , ,

Kommentare sind geschlossen