Nach dem jüngsten KfW-ifo-Mittelstandsbarometer bleibt die Stimmung im Mittelstand gut. Das Geschäftsklima steigt im März um 0,2 Zähler auf nun 16,6 Saldenpunkte. Das Plus fällt damit zwar ausgesprochen gering aus, angesichts des turbulenten Umfelds im März ist es dennoch bemerkenswert.
Offensichtlich bleiben der Mittelstand von der ergebnislosen Regierungsbildung in Italien, von der Bankenkonsolidierung unter Beteiligung der Spareinlagen in Zypern, von der hartnäckigen Rezession in der Eurozone und von neuen Zweifeln an der Kraft des Aufschwungs in Deutschland unbeeindruckt.
Allerdings kommen von den beiden Klimakomponenten unterschiedliche Signale: Während sich die Urteile zur aktuellen Geschäftslage leicht verbessern (+1,2 Zähler auf 21,4 Saldenpunkte), geben die Geschäftserwartungen etwas nach (-0,8 Zähler auf 11,4 Saldenpunkte).
„Die Konsolidierung der Erwartungen nach den sehr kräftigen Zuwächsen der Vormonate zeugt von Realismus im Mittelstand“, sagt Dr. Jörg Zeuner, Chefvolkswirt der KfW. „Deutschland wird sich zwar rasch von dem herben BIP-Einbruch im Schlussquartal 2012 erholen, die weitere Dynamik des Aufschwungs hängt aber sehr stark von den externen, insbesondere europäischen Rahmenbedingungen ab.“
Die Großunternehmen scheinen steigende Abwärtsrisiken mit Blick auf die Eurozone bereits jetzt zu fürchten. Im Unterschied zu den mittelständischen Firmen korrigieren sie im März sowohl ihre Geschäftserwartungen (-3,2 Zähler auf 1,6 Saldenpunkte) wie auch ihre Lageurteile (-3,5 Zähler auf 8,7 Saldenpunkte) spürbar nach unten. Ihr Klimaindikator sinkt infolgedessen um 3,4 Zähler auf 5,4 Saldenpunkte.
„Die Stimmungskluft zwischen Mittelstand und Großunternehmen ist enorm. Sie ist der Spiegel von hohem Beschäftigungsniveau, Reallohnsteigerungen und dadurch solider Binnenkonjunktur einerseits und außenwirtschaftlichen Belastungen sowie Risiken andererseits“, sagt Dr. Jörg Zeuner. Vergleichbar groß sei der Klimavorsprung des Mittelstandes in der Vergangenheit lediglich in den Rezessionsphasen 1992/93 und 2008/09 gewesen, als Deutschland ebenfalls massive außenwirtschaftliche Belastungen zu verkraften hatte und in der Folge die Unternehmensinvestitionen einbrachen. Letztere seien heute bereits auf einem Tief, die Binnenkonjunktur trage aber besser als in den erwähnten Episoden.
„Nur wenn eine Stabilisierung der Eurozone gelingt und die Reformländer endlich aus der Rezession finden, werden die Firmen in Deutschland den Investitionsmotor anwerfen und es kann sich ein echter Aufschwung entfalten, der diesen Namen auch verdient. Konsum und Wohnbauten allein können dies nicht leisten, auch wenn sie weiter verlässliche Wachstumsbeiträge liefern werden und uns damit im europäischen Vergleich konjunkturell relativ gut aussehen lassen“, so Zeuner weiter.
Eine ausführliche Analyse mit Datentabelle und Grafik zum aktuellen KfW-ifo-Mittelstandsbarometer ist unter www.kfw.de/mittelstandsbarometer abrufbar.