Nach dem jüngsten KfW-ifo-Mittelstandsbarometer wächst im deutschen Mittelstand die Sorge hinsichtlich der zukünftigen wirtschaftlichen Entwicklung. Das Geschäftsklima, der Hauptindikator des KfW-ifo-Mittelstandsbarometers, steigt im Mai zwar moderat um 1,1 Zähler auf 11,2 Saldenpunkte. Dies ist jedoch ausschließlich auf eine merklich besser bewertete Geschäftslage zurückzuführen (+5,1 Zähler auf 18,6 Saldenpunkte). Der Blick des Mittelstands auf das kommende Halbjahr dagegen trübt sich weiter ein: Die Geschäftserwartungen fallen im Mai um 3,0 Zähler auf 3,5 Saldenpunkte. Damit liegen sie nur noch knapp über dem konjunkturneutralen langfristigen Durchschnitt.
„Offenbar befürchten immer mehr Firmen, dass die hartnäckige Rezession in weiten Teilen Europas auch die deutsche Wirtschaft infizieren könnte“, sagt Dr. Jörg Zeuner, Chefvolkswirt der KfW Bankengruppe. „Wir gehen zwar davon aus, dass die Eurozone im zweiten Halbjahr zu positiven Wachstumsraten zurückfindet und auch Deutschland wieder stärker wächst als zu Jahresbeginn. Die Mittelständler warten aber anscheinend auf die Bestätigung, was die Konjunkturerholung zusätzlich erschwert. Sie ist noch immer kein Selbstläufer.“
Insgesamt sei von einem dank nachholender Bauproduktion dynamischeren zweiten Quartal auszugehen, an das sich eine moderate Erholung im zweiten Halbjahr anschließen werde. Zeuner: „Doch selbst unter diesen optimistischen Annahmen kommt das deutsche Realwachstum 2013 nicht über 0,3 Prozent hinaus. Schon wenige weitere negative Überraschungen würden es sogar unter die Nulllinie drücken, das Rezessionsrisiko ist entsprechend hoch. Ein durchgreifender Aufschwung inklusive Erholung der Investitionen setzt voraus, dass auch die Eurozone als mit Abstand wichtigster Exportmarkt endlich wieder zu Wachstum zurückfindet.“
„Dagegen ist die Flut in Süd- und Ostdeutschland vorerst kein Konjunkturrisiko, auch wenn sie für die betroffenen Menschen ohne Zweifel verheerend ist“, fügt Zeuner aus aktuellem Anlass hinzu. Schlüsselstellen sowohl in der Infrastruktur – etwa wirtschaftlich relevante Häfen – als auch in den Produktionsketten – etwa die Chemie – scheinen bisher intakt. Für Zahlen sei es aber noch zu früh. Die Hilfe und Unterstützung der Betroffenen stehe nun im Vordergrund. Zeuner: „Vom Wiederaufbau nach der Flut werden in den betroffenen Regionen künftig positive Konjunkturimpulse ausgehen, etwa für den Bau. Dies ist für diejenigen, die ihre Existenz neu gründen müssen allerdings nur ein schwacher Trost.“