Im Jahr 2011 zahlten 74 Prozent der deutschen Unternehmen ihre Rechnungen innerhalb des Zahlungsziels – ein Spitzenwert im europäischen Vergleich. Eine neue Studie des Wirtschaftsinformationsdienstes D&B Deutschland, die das Zahlungsverhalten von Firmen in zehn europäischen Ländern untersucht, zeigt den Einfluss der Finanz- und Eurokrise in den letzten Jahren. Ebenfalls sichtbar wird die Tatsache, dass große Unternehmen im Schnitt deutlich schlechter zahlen als kleine und mittelständische Unternehmen.
In der Studie werden die zehn europäischen Länder Belgien, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Niederlande, Polen, Portugal, Schweiz und Spanien hinsichtlich ihrer Zahlungsfristen, Zahlungsmoral, D&B-Risikoindikation und gesamtwirtschaftlichen Entwicklung verglichen. Als globale Vergleichswerte dienen China, Kanada und die USA. Deutlich wird dabei nicht nur die unterschiedliche Zahlungsmoral, sondern auch die verschiedenen Zahlungsfristen und -konditionen werden offenkundig. Während in Deutschland 0 bis 30 Tage üblich sind, gelten in Frankreich und Italien 30 bis 120 Tage und in Portugal sogar 90 bis 120 Tage als übliche Zahlungszeiträume. Diese Bandbreite erschwert gerade exportorientierten deutschen Unternehmen das Cashflow-Management und reduziert ihre Liquidität. Während sie selbst ihre Lieferanten binnen 30 Tagen bezahlen müssen, zahlen ihre Kunden im Ausland gegebenenfalls immer noch pünktlich erst nach mehreren Monaten. Trotz solch langer Zahlungsziele trägt Portugal im europäischen Vergleich die rote Laterne – 78,2 Prozent der Unternehmen zahlen dort verspätet ihre Rechnungen; 5,5 Prozent sogar erst mit 120 Tagen Verzug. Im Vergleich dazu zahlen nur 25,3 Prozent der deutschen Unternehmen ihre Rechnungen verspätet – und nur 0,3 Prozent der Unternehmen lassen mehr als 120 Verzugstage auflaufen.
Im Rahmen der Studie wurde auch deutlich, dass große Unternehmen und internationale Konzerne zu den schlechtesten Zahlern gehören, während kleine und mittelständische Unternehmen pünktlicher zahlen. Auch das müssen Unternehmen beim Umgang mit Zahlungsrisiken berücksichtigen. Dieses Verhalten lässt sich durch mehrere Faktoren erklären: Großunternehmen nutzen ihre Reputation sowie ihre Markt- und Einkaufsmacht, um ihren Zulieferern Zahlungsbedingungen und -fristen zu diktiere. Gleichzeitig achten sie selbst strikt auf ihre Geldflüsse und Liquidität. Hinzu kommen auch längere interne Prozesse sowie Banklaufzeiten im internationalen Geldverkehr.
Die D&B-Studie „Zahlungsmoral in europäischen Ländern 2011“ steht kostenlos unter http://www.dnbgermany.de/download/201209_DnB_Studie_Zahlungsmoral_Europa_2011.pdf zum Download zur Verfügung.