Mittelstandsfinanzierung auf neuen Wegen: Finanzmarkt wird zunehmend attraktiv

6. Dezember 2011 | Von | Kategorie: Betriebspraxis

In Sachen Mittelstandsfinanzierung ergeben sich offenbar zunehmend neue erfolgreiche Wege. Laut einer gemeinsamen Studie von Deloitte und der FH Münster mit dem Titel „Mittelstandsfinanzierung über den Kapitalmarkt“ hält die Mehrheit (56 Prozent) der befragten 172 mittelständischen Unternehmen den deutschen Kapitalmarkt attraktiv zur Finanzierung. Einer der wichtigsten Vorzüge dieser Kapitalbeschaffung ist demnach die Diversifikation der Kapitalgeber, denn viele Mittelständler erwarten deutlich schlechtere Bankfinanzierungsbedingungen.

Laut der Studie erwarten alle befragten Unternehmen in den kommenden drei Jahren verschlechterte Bedingungen für eine Bankfinanzierung. Die Finanzkrise wird dabei als Zäsur gesehen. Einschneidende Veränderungen beim Bankengeschäftsmodell in der Unternehmensfinanzierung sehen sie jedoch nicht. Bankkredite, Leasing und Förderkredite würden zwar grundsätzlich ihre Bedeutung behalten, aber nicht in derselben Größenordnung wie bislang bzw. vor der Finanzkrise.

„Liquidität trotz Basel III und verschärften Kreditnebenvereinbarungen der Banken ist ein Motiv für Kapitalakquirierung über Finanzmärkte. Hier treffen Emittenten auf Nachfrage nach renditeträchtigen Anlagemöglichkeiten. Die Börsen haben mit dem Segment für Mittelstandsanleihen einen stark frequentierten Marktplatz geschaffen“, erklärt Thomas Reifert, Director Restrukturierung bei Deloitte.

Unter den potenziellen Emittenten zeigt sich nur etwa ein Drittel skeptisch. Sie würden einen Bankkredit bevorzugen, da er aus ihrer Sicht Kosten- und Handling-Vorteile bietet. Die auf dem Finanzmarkt erhaltenen Mittel werden sowohl für aktuelle Refinanzierungen als auch zur gezielten Ausweitung des Finanzierungsvolumens benötigt. Darüber hinaus werten die 16 befragten mittelständischen Emittenten ihre bisherigen Aktivitäten am Kapitalmarkt als Erfolg: Sie platzierten ihre Emissionsvolumina zu 50 Prozent direkt an den Börsen. Nahezu alle verfügten dabei vor der erstmaligen Ausgabe ihrer Unternehmensanleihen über Erfahrungen mit Kapitalmarktmaßnahmen.

„Wesentliche Erfolgsfaktoren einer erfolgreichen Emission sind die Bekanntheit des Unternehmens sowie eine überzeugende Unternehmens- und Platzierungsstrategie. Knapp die Hälfte des Emissionsvolumens wurde von den Unternehmen direkt an der Börse platziert, die anderen 50 Prozent zumeist über Direktansprache der Investoren. Zur Reduzierung des Platzierungsrisikos nutzen die Emittenten die Unterstützung von Investmentbanken bzw. Agenturen“, erläutert Professor Dr. Heinz-Gerd Bordemann von der FH Münster.

„Die Studie zeigt: Anleihen sind für viele Mittelständler inzwischen zu einem zentralen Element ihrer Finanzierungsstrategie geworden. Das Marktpotenzial dürfte im unteren dreistelligen Milliardenbereich liegen“, ergänzt Professor Dr. Ulrich Balz von der FH Münster. „Langfristig bleiben sie allerdings nur eine Alternative, wenn Emittenten und Investoren ausreichend Vertrauen aufbauen können und nicht eine Wiederholung der Programm-Mezzanine erleben.“

Der komplette Report ist unter deloitte.com erhältlich.

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